«Sex sells» war gestern, Porn ist heute,
Schlachtbank morgen. Nein, Klein-Report-
Kolumnistin Regula Stämpfli redet nicht über
Marquis de Sade, sondern über aktuelle Werbe- und
Onlineauftritte: Diesmal SRF und True Fruits.
SRF Online brachte vorletzten Sonntag - neben
flächendeckender Schwingerbeilage - ein
Exklusivinterview zum zehnjährigen Youporn-
Geburtstag. Roger de Weck mag dies als sinnvolle
öffentlich-rechtliche Investition betrachten, doch
eigentlich ist das SRF-Online-Portal eher für die
Promotion der eigenen Doks, Talks und
Produktionen gedacht. Tja: Jedem Direktor sei aber
Präferenzen für die Verwendung von Billag-Geldern
gegönnt, nicht wahr?
Punkto Pornografisierung aller Medien ist indessen
SRF ein kleines Häppchen im Vergleich zu True
Fruits. Die Säftefirma übertrifft sich bei jeder neuen
Werbekampagne pornomässig enorm. In mehreren
deutschen Städten hängen überlebensgrosse Plakate
mit Slogans wie: «Oralverzehr - schneller kommst
Du nicht zum Samenerguss» oder neben der
Abbildung zweier Saftfläschchen: «Zwei perfekte
Samenspender» oder «Bei Samenstau schütteln».
Die einen freuts, die anderen stört es - die
Firmeneigner lieben jede Berichterstattung, egal
welche. Aufmerksamkeit ist Geld und True Fruits
hat dies geschafft. In einem Interview schwärmt
Firmengründer Lecloux vom «zäh fliessenden
Verkehr» und «Oralverzehr», der frühmorgens fit
macht. #Einhornkotze ist auch True Fruits: Deshalb
hat die Firma 2013 auch den «Querdenker-Award
für herausragende Ideen und Innovationen»
gewonnen.
Dienstag 06 09 2016
True Fruits kopiert damit den genialen Erfolg von Red
Bull. Doch während der Unternehmer Dietrich
Mateschitz beim Selling auf Sport und Kultur setzt,
laufen bei True Fruits ausschliesslich Lusttropfen und
Sex.
Lachen oder schreien? Eher ein Aufruf zur
philosophischen Debatte. Medien bilden die Welt ab
und formen sie. Was SRF Online und True Fruits
Business nennen, ist in Wahrheit Weltbild. Aber
bumsen, saufen, scheissen, fressen und schlafen sollte
eigentlich privaten Unternehmen vorbehalten sein und
Privatpersonen, nicht aber von Medienabgaben
finanziert werden.
Für kluge Medientheoretikerinnen und -theoretiker gilt
zudem: «Samenstau» ist schon längst kein
biologisches Phänomen oder ein Werbegag mehr,
sondern ein philosophisches Traktat.
@laStaempfli
Regula Stämpfli:
Porn sells: Die neue Säftewerbung
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