Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz hat es allen
gezeigt: TV, Zeitungen, Nachrichten, Talks etc.,
alles was «alte Medien» sind, gehören einem
«Thron». Für den Klein Report kommentiert
Medienexpertin Dr. Regula Stämpfli die Doch-
nicht-Schliessung des Red-Bull-Senders Servus TV.
Was wir schon längst vermutet haben, uns aber von
Journalisten und Journalismusschulen wieder und
wieder in die Propaganda-Irre haben führen lassen:
Medien und Macht sind Zwillinge. Dietrich
Mateschitz hat einen kleinen, feinen Sender
gegründet und steckt zu seinem Privatvergnügen
viel Geld und Herzblut in einen eher defizitären
Sender rein. Servus ist sein teures Hobby mit
Allgemeinsinn: Punkt, Basta, Amen.
Wenn der österreichische Gewerkschaftsbund
meint, er könne nun den Mateschitz-Hof mit
Betriebsräten aufmischen, dann hat er die Moderne
nicht begriffen. Der Gewerkschaftsbund behandelt
alle Medienunternehmen noch so, als gäbe es kein
Internet. Der Gewerkschaftsbund geht auch
unendlich peinliche Deals mit den öffentlich-
rechtlichen Medien ein, gerade weil er nicht
gemerkt hat, dass die Zukunft jetzt stattfindet.
Mateschitz`s Reaktion war deutlich: Das sofortige
Aus von Servus TV. Der Eklat, der Schock war
riesig. Offensichtlich war den Servus-TV-Leuten
nicht klar, was es heisst, Privatbesitz und nicht
öffentlich-rechtlich zu sein. Privatbesitz kann von
einem Tag auf den anderen verkauft, umgestaltet
oder eben geschlossen werden, so dass die Finanzen
andere Wege gehen.
«Wir wollen keinen Betriebsrat» schrieben die
engagierten Servus-Macher und -Macherinnen
deshalb folgerichtig einen offenen Brief an den
Red-Bull-Chef. Dieser nickte beifällig und machte
Dienstag 10.5.2016
die sofortige Schliessung von Servus rückgängig:
Tschüss und Servus!
Was sagt uns das über die Medienlandschaft in
Europa? Erstens: Medien sind nie unabhängig,
sondern, falls privat, dem Schicksal der Eigentümer
ausgeliefert, falls öffentlich, dem Schicksal der
Regierenden. Zweitens: Während die alten Medien
solchen Besitz- und Einflussverhältnissen ausgeliefert
sind, gehört das Netz allen, allein die Datenverwaltung
unterliegt wiederum privater oder staatlicher
Kontrolle.
Drittens: Was lernen wir daraus? Allgemein noch
nichts, da sich im deutschsprachigen Raum die meisten
Männerexperten unter sich unterhalten, sich gerne
gegenseitig zitieren und referieren, während die
Zukunft schon längst von Menschen, die etwas von
Politik verstehen, angedacht und gestaltet wird.
Mateschitz`s Vorgehen letzte Woche hat gezeigt: Die
Zukunft von Medien und Macht drehen sich nicht
einfach um privat oder staatlich, das auch, und keine
der beiden Optionen verheisst Gutes.
Nein: Die Zukunft der Medien wird sich um Strom
oder Nicht-Strom und um Datenbesitz drehen.
Arbeitsplätze? Die stehen à disposition... weshalb alle
Journalisten eigentlich für ein bedingungslos
garantiertes Grundeinkommen sein sollten.
@laStaempfli
Veröffentlicht im
Regula Stämpfli über Dietrich Mateschitz:
Medienunternehmer 4.0
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