«Sanft&Sorgfältig», die Radioshow von Olli Schulz
und Jan Böhmermann, die auf Radio Eins lief und
über eine grosse Fangemeinde verfügt, wird von
Spotify gekauft. Es fragt sich, wie lange es dauert,
bis Böhmermann sich nicht mehr via Onlinedienste
verkauft, sondern direkt. Denn interessanterweise
laufen Medienformate von online zu analog, von
analog zu online, um schliesslich wieder im
Direktverkauf zu laufen.
Für den Klein Report macht sich Medienexpertin Dr.
Regula Stämpfli Gedanken.
Willkommen in der neuen Medienwelt! Spotify ist
sowenig Radio wie Uber ein Taxiunternehmen.
Beide sind Onlinedienste, die nichts besitzen ausser
eine Menge Werbemillionen, Abos und Zukunft.
Wer heute im Journalismus etwas taugen will,
produziert am besten seine eigenen Podcasts
(#1968kritik), hat einen eigenen Youtube-Kanal,
arbeitet bei Google oder einem kleinen, feinen
Onlinedienst (Klein Report und news.ch).
Wer ein gesichertes Einkommen sucht, der ist bei
den klassischen Staats- und Holzmedien
aufgehoben, die Über-50-Jährigen geben viel Geld
für Tradition aus und die Mediensteuer trifft
schliesslich alle.
Wer aber schon berühmt ist, ist ihre/seine eigene
Unternehmerin. Dann geht es auch ohne die
ehemaligen verbündeten Onlinedienste.
«Adele» hat es vorgemacht: Zwei Tage vor
Erscheinen von «25», plauderte sie gemütlich beim
Apple-Online-Radio. Am 20. November war das
Album zu hören, aber nur auf dem klassischen Weg:
Vinyl, CD und bezahlter MP3-Download. Einen
Montag 2.5.2016
Song als Teaser gab es - auf Youtube: «Hello» schlug
wiederum alles Bisherige. «Adele» war klug genug,
ihre Medienstrategie nicht zu erklären: Schon «21»
verkaufte sich real über 30 Millionen (!) Mal, eine
aberwitzige Zahl in Zeiten von Gratisdiensten und -
downloads überall.
Was sagt uns dies über die Zukunft? Vielleicht, dass
sich die Journalistinnen und Journalisten etwas mehr
um Maschinen statt um die Frisuren von Politikerinnen
kümmern sollten.
Wichtigste Voraussetzung dabei ist, zu realisieren: Alle
neuen Medien existieren nicht, sie verbinden. Sie tun
dies so schnell, dass sie alle anderen, die sich auch
verbinden wollen, totbeissen, aufkaufen, einbetten.
Deshalb gilt es auch hier mitzugestalten. Ideen sind
durchaus vorhanden. Aber die gibt es klugerweise
nicht gratis.
@laStaempfli
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Regula Stämpfli: Spotify ist keine Radiostation
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