Markus Lanz kriegt eine neue Sendung beim ZDF. Diese würdigt verstorbene Prominente. Die Liste, die in den Medien rumgeistert, nennt ausschliesslich Männer, die nichts verbindet, ausser dass sie 2016 gestorben sind. Ob sich David Bowie darüber freuen würde, posthum in einer Extra-Sendung mit Guido Westerwelle aufzutreten? Medienexpertin Dr. Regula Stämpfli macht sich für den Klein Report Gedanken: Abgesehen vom Sendekonzept sind auch die in der Presse rumgereichten Namen ein Ärgernis: Ausschliesslich Männer. Dieser monoton zelebrierte Männerchauvinismus von ZDF und ARD verletzt ständig den öffentlich-rechtlichen Auftrag. Erstaunlich ist dabei auch der fehlende Protest von «Pro Quote» oder prominenten Frauen. Die Devise in diesen harten Medienzeiten ist: Klappe halten. Denn wehe, eine schreibt Kurzkommentare wie hier: Sofort gehen Aufträge, Talkshows, Buchbesprechungen, Reportagen, Doks etc. flöten. Männer vergeben einander jeden Fehler, doch Frauen verfolgen sie mit einer kindischen Rachsucht, die üble Züge annehmen kann (ich spreche aus Erfahrung). Dazu kommt: Noch selten war der Anpassungsdruck so gross wie in diesen Zeiten. Also: Wenn schon tot, dann bitte bunt. Denn 2016 war auch das Sterbejahr der grossen Frauen, angefangen mit der Stararchitektin Zaha Hadid. Ihr Verlust hinterlässt grosse Leerstellen im Machotum Architektur und Design, im Lehrbetrieb und in der Inspiration unzähliger Menschen. Jo Cox, die
Dienstag 02 08 2016
zauberhafte Labourabgeordnete, die während der rassistischen Brexit-Kampagne ermordet wurde, verdient eigentlich eine eigene Sendung. Denn ihr Engagement für Demokratie, Menschenrechte und Vielfalt war beispielhaft. Silvana Pampanini, Erika Berger, Jana Thiel oder Miriam Pielhau fehlen ebenso wie die grossartige Benoite Groult, die mit «Salz auf unserer Haut» einen wunderbar erotischen Roman geschrieben hat. Auch an die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes und Gründerin der Hamburger Tafel, Annemarie Dose, sollte unbedingt im ZDF erinnert werden. Kurz: Markus Lanz soll doch seine Sendung machen. Wie wär’s mit einer, die ausschliesslich Frauen ehrt? Dann würde vielleicht endlich auch mal bewusst, dass «ausschliesslich» Männer in ARD und ZDF nie mehr «normal» sein dürfen.
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@laStaempfli
Regula Stämpfli: Unterhaltung: Tote Prominenz (männlich)
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