Die Marke Ariel schafft einen Aufmerksamkeits-
rekord mit einem neuen Werbeclip. Klein-Report-
Medienexpertin Dr. Regula Stämpfli liess sich auch
verführen und kommentiert die neue Art von digitaler
Markenverbreitung.
Native Ad war gestern, feministische
Wäschetrommelfilme sind heute: Hochachtung vor
Werbefritzen und -hannas! (Oder sollte ich besser
Ad-Apple Rose & Marketing Connor sagen?) Ariel
hat es wieder geschafft: Es waren Sonntagnachmittag
2,5 Millionen Clicks und eine zu Tränen gerührte
Politologin.
«Why is laundry only a mother´s job?» erzählt die
Geschichte einer jungen Mutter und Karrierefrau in
London oder in Mumbai aus der Perspektive des
beeindruckenden Vaters. «Mein wunderbares
Mädchen» beginnt der Kurzfilm: Während die
energisch junge Mama für den Job telefoniert, räumt
sie rumliegende Legos weg, bringt ihrem Typen
schnell ne Tasse Tee, lacht ihren Kindern zu, nimmt
im Vorbeigehen die Unterlagen für ihr Büro und
rennt die fünf Treppen rauf und runter und sieht
dabei auch noch total schön aus.
Der Vater räsonniert über die Ungerechtigkeit der
Welt, in der Frauen sich zu Tode schuften, während
Männer Fernsehen schauen. Der Erzähler wird
feministisch: Sohn lernt von Vater, Tochter von
Mutter.
So geht die Geschichte weiter, exzellent gedreht,
clevere Bilder, ein Spiel mit Multi-Kulti, modernes
Frauenbild und und und bis zum Höhepunkt:
«Warum sollte Wäsche nur ein Frauenjob sein?» -
Opa hilft Oma beim Einfüllen der Wäschetrommel,
natürlich nur mit Ariel.
Die Firma bewegt sich seit Jahrzehnten in der
Verbindung «sauber und feministisch».
«Klementine» war DIE Werbeikone in Deutschland.
Sie trug Latzhosen, natürlich weiss, steckte unter
Dienstag 23 08 2016
einem kecken Hütchen, war keine Schönheit, dafür
Klempnerin. Wäsche war bei Ariel, nach dem Luftgeist
bei Shakespeare benannt, nicht nur sauber, sondern
rein und Zeitgeist pur.
Die Chemiefirma Proctor&Gamble steht hinter Ariel
und ist auch auf Wikipedia blütenweiss rein
dokumentiert. Kein Skandal, keine Lobbykritik, nichts
weist Wikipedia aus. Dabei gab es 2014 einen kurzen
Shitstorm, weil die Firma meinte, mit «88» ein neues
Produkt zu lancieren, das schon auf der Packung
mitteilt, dass Ariel weiter reicht als je zuvor: nämlich
statt «nur» 83 Wäschen eben «88». «Ariel: macht
braune Hemden blütenweiss» oder «Nicht nur sauber,
sondern arisch rein?» Selbstverständlich zog die Firma
das Produkt sofort aus dem Verkehr: Die
Marketingpanne war nicht nur peinlich, sondern wird
auch einiges gekostet haben.
Zwei Jahre hat Ariel offenbar dazugelernt. Mit einem
derart gut gemachten Spot, der Storytelling zur
olympischen Disziplin erhebt, erobert eine Marke mit
Feminismus die Welt - was den Feministinnen auch zu
denken geben könnte.
Die Lehre der Geschichte? Mit Hitler lässt sich wohl
nur gut Politik machen - denken wir an den Wahlerfolg
der SVP mit dem 88-T-shirt Video -, aber keine
Produkte verkaufen (Ironiedetektor einschalten).
@laStaempfli
Regula Stämpfli:
Ariel-Spot: Emanzipation in der Wäschetrommel
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Ariel-Spot: Weshalb darf nur Mami waschen?