Saudiarabien ist geschätzter Handelspartner der
Schweiz. Dringt Saudiarabien aber in Schweizer
Schulzimmer ein, ist fertig mit lustig. Damit dies
niemand merkt, reden dann Medien, Schulbehörde
ecetera vom «Islam» und machen ein Thema zum
Thema, das nicht das wirkliche Thema ist. Höchste
Zeit, mal wieder auf die Zauberworte «Relevanz»
und «Recherche» hinzuweisen.
Für den Klein Report kommentiert Medienexpertin
Dr. Regula Stämpfli das Verhältnis der Schweiz zu
Saudiarabien und erklärt, welche Rolle die Medien
hierzulande dabei spielen.
Das schweizerische Seco rühmt sich der
«ausgezeichneten» Beziehungen mit dem Frauen-
Apartheidsstaat Saudiarabien. Die bundesnahen
Medien übernehmen diesen Jargon auch sehr gerne.
Als sich die Feministin Margot Wallström,
schwedische Aussenministerin, mit den Saudis -
wegen fehlender Frauen- und Menschenrechte - im
letzten Jahr anlegte und die Saudis daraufhin das
Militärabkommen kündigten, schwieg die deutsche
und schweizerische Öffentlichkeit mehrheitlich.
Online wurde zwar richtig debattiert, der
Aussenhandel diverser europäischer Länder mit
Saudiarabien unter die Lupe genommen, doch in der
veröffentlichten Wirklichkeit blieb alles erstaunlich
still. Ob die Saudis beim Kauf von Journalisten in
Europa wohl erfolgreich waren?
Im Grossen und Ganzen ist Saudiarabien im
schweizerischen Parlament vor allem auch bei jenen
Politikern, die den Islam hierzulande nicht haben
wollen, ein gehätschelter Partner. Erst wenn
Mittwoch 6.4.2016
Saudiarabien Einzug in schweizerische Schulzimmer
hält, beginnen Politiker und Medien zu blöken. Dann
geht es aber selbstverständlich nicht mehr um
Saudiarabien, sondern um den «Islam». Alle Menschen
mit muslimischem Hintergrund werden dann in
Kollektivhaftung genommen.
Das ist - mit Verlaub - kein Journalismus, sondern
rhetorische Bürgerkriegsinszenierung zwecks Quoten.
«Angst vor dem Islam?» ist doch nicht das richtige
Thema, sondern eher «Wieviel Angst vor Saudiarabien
und unseren Regierungen sollten wir eigentlich
haben?» wäre angemessen.
Terror in Paris und Brüssel? Hängt direkt mit der seit
30 Jahren gepflegten saudiarabischer Omnipräsenz in
Belgien zusammen. In der «Arena»-Sendung «Angst
vor Saudiarabien» hätten sogar dieselben Gäste
eingeladen werden können: Nicolas Blancho passt eh
besser als Vertreter von Saudiarabien als als Sprecher
für irgendeinen «Islam».
Tja, gute Geschäftspartner werden von
Medienschaffenden (privat und öffentlich-rechtlich)
nicht gerne vergrault. Dafür macht man dann eine
Clickbait-Geschichte ums Händeschütteln, als ob dies
wirklich das Thema wäre.
@laStaempfli
Veröffentlicht im
Regula Stämpfli: Saudiarabien statt
Händeschütteln
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